Nur wenige Städte in Frankreich können sich rühmen, der Christenheit einen Papst geschenkt zu haben. Eine Ausnahme bildet die Champagne mit zwei Päpsten: Urban II, der 1042 in Châtillon (Marne) geboren wurde, und Urban IV, der 1185 in Troyes in einem Haus geboren wurde, das später der Kirche Saint-Urbain weichen musste.
Der spätere Urban IV. hieß Jacques Pantaléon. Er war der Sohn eines trojanischen Schustermeisters und absolvierte eine kurze Ausbildung an der Kathedralschule, bevor er um 1200 an die Sorbonne in Paris ging, um Theologie zu studieren. Er war Kanoniker in Langres, Archidiakon in Lüttich und Laon, Bischof von Verdun, Kaplan im Vatikan und päpstlicher Legat in Polen. 1255 wurde er zum Patriarchen von Jerusalem ernannt. Im Jahr 1261, als er noch nicht Kardinal war, wurde er zum Papst gewählt und nahm den Namen Urban IV. an. Er starb und wurde 1264 in der Kathedrale San Lorenzo in Perugia beigesetzt, obwohl er den Wunsch geäußert hatte, in Troyes in seiner geliebten Kirche beigesetzt zu werden.
Papst Urban IV. vergaß seine Heimatstadt nämlich nie: Bereits 1261 beschloss er, auf dem Gelände des ehemaligen Ladens seines Vaters eine prächtige Kollegiatskirche (eine Kirche für Kanoniker unter seiner Autorität) errichten zu lassen. Er beauftragte den Architekten Jean Langlois mit dem Bau und schickte ihm zu diesem Zweck eine sagenhafte Summe.
Die Bauarbeiten begannen sofort, obwohl sich die Schwestern der Abtei Notre-Dame-aux-Nonnains heftig dagegen wehrten, dass in ihrem Zuständigkeitsbereich eine neue Kirche gebaut werden sollte. Sie verprügelten sogar die Arbeiter und verwüsteten die Baustelle!
Die Stiftskirche Saint-Urbain wurde erst 1389 geweiht und war noch unvollendet. Der obere Teil des Kirchenschiffs wurde erst Ende des 19. Jahrhunderts von dem Architekten Selmersheim fertiggestellt, wobei er sich an den ursprünglichen Plan hielt.
Saint-Urbain ist ein Meisterwerk der gotischen Kunst, das durch seine großartigen Proportionen, seine steinernen Spitzen und seine riesigen Glasfenster besticht und als "Parthenon der Champagne" bezeichnet wird. Das große Portal, das sich über den gesamten Westteil des Gebäudes erstreckt, wurde 1905 fertiggestellt, doch das Tympanon, auf dem ein wunderschönes Jüngstes Gericht zu sehen ist, stammt aus dem 13.
Wenn man die Kirche betritt, wird man von der Eleganz, der Schlichtheit und der Helligkeit des Raumes überwältigt. Das Querschiff und der erstaunlich leichte Chor haben ihre wunderschönen Originalfenster aus der Zeit um 1270 bewahrt, die 1992 von der trojanischen Werkstatt Le Vitrail restauriert wurden. Auch die Statuen sind bewundernswert, insbesondere die berühmte Jungfrau mit den Trauben (Kapelle des südlichen Seitenschiffs), deren Feinheit und Andacht typisch für die Trojanische Schule des 16.
Im Jahr 1935 wurden die sterblichen Überreste von Urban IV. in die Kirche überführt, die 1964 den Titel einer Basilika erhielt.