
Das frühe gotische Zeitalter: das Beispiel Laon
Als die Arbeiten an der gotischen Kathedrale Notre-Dame de Laon Anfang der 1150er Jahre begannen, hatten andere Städte in der Picardie bereits mit dem Bau begonnen. Dies gilt für Noyon und Senlis, die nach der Abteikirche von Saint-Denis die ersten waren, die die Regeln der gotischen Architektur übernahmen.
Wie sehen diese Regeln aus? Sie zeichnen sich durch ein neues Streben nach Leichtigkeit, Klarheit und Höhe aus. Die Architektur beruhte nun auf der Verwendung des Kreuzrippengewölbes, das den Schub des Gewölbes auf die Pfeiler lenkt. Da diese Pfeiler ihrerseits außen durch Strebebögen und Strebepfeiler gefestigt werden, tragen die Wände nicht mehr allein die gesamte Struktur. Dadurch konnten sehr hohe Fenster eingebaut werden, die das Licht hereinließen.
Die Bauarbeiten an dieser Kathedrale begannen mit dem Chor, der in seiner ersten Version um 1170 fertiggestellt wurde, und dem Querschiff. Anschließend ging es weiter zum Kirchenschiff, und die Westfassade wurde höchstwahrscheinlich vor 1200 fertiggestellt.
Außerdem sind die drei Portale derselben Fassade von geschnitzten dreieckigen Giebeln, den sogenannten „gâbles“, überragt. Dies ist eine große Originalität von Laon, die man in keiner anderen Kathedrale aus dieser Zeit findet. Sie ist außerdem das einzige Bauwerk der Frühgotik, das mit drei Fassaden mit Doppeltürmen entworfen wurde, was als Vorbild für die Kathedrale von Chartres diente. In Deutschland wurden auch die Kathedralen von Bamberg und Naumburg von ihr inspiriert.