
Der Bereich zwischen dem botanischen Garten und der Rue des Guillemins wird ab den dreißiger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts urbanisiert. Er mausert sich zum meistangesagten Wohnviertel der Stadt, so dass dort zahlreiche Stadthäuser im neoklassizistischen Stil entstehen. Um das Jahr 1900 beginnen viele wohlhabende Eigentümer, ihre Gebäude zu modernisieren – zum Teil aus Prestigegründen und um sich von anderen abzuheben. So werden ganze Fassaden im Jugendstil umgestaltet oder neu aufgebaut. Dabei kommen neue Materialien zum Einsatz: typisch sind z.B. Dekorelemente aus Metall. Neu sind auch die von der Natur inspirierten Ornamente. Besonders präsent ist dieser Stil in den Straßen, die erst zum Ende des 19. Jahrhunderts hin erschlossen werden, wie die Rue de Sélys und die Rue Edouard Wacken. Die hohe gesellschaftliche Stellung der Auftraggeber äußert sich in ihrem Willen, den neuen Gebäuden einen Anschein von Üppigkeit und Fülle zu verleihen. Auf unserem Rundgang werden wir einige Meisterwerke der Lütticher Jugendstil-Architektur entdecken. Fünf der Fassaden stehen heute unter Denkmalschutz. Wie wir sehen werden, haben die großen Lütticher Architekten dieser Zeit – Victor Rogister, Paul Jaspar, Clément Pirnay oder auch Arthur Snyers – jeweils eine ganz eigene architektonische Sprache und Signatur entwickelt.
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